Im Lauf der Jahre gab es einige Tage mit denkwürdigen Tropo-Überreichweiten, die teilweise Logs ermöglicht haben, die sich seither nie mehr wiederholt haben. Andere Tropo-Öffnungen brachten aus verschiedenen Gründen ungewöhnliche Empfänge. Generell sind in Graz am ehesten Überreichweiten aus Nordost bis Südwest machbar, der Westen und Norden ist durch die Alpen benachteiligt und ermöglicht kaum Tropo-Empfänge. Einige Höhepunkte, die an meinem DX-Standort empfangen wurden, werden hier beschrieben.
Mittelitalien (28. September und 20. Oktober 2014)
Ausgeprägte Überreichweiten aus Mittelitalien herrschten gleich zwei Mal im Herbst 2014. Zu meiner großen Überraschung gelangen an meiner zweiten 9-Element-Yagi-Antenne auf dem nach Westen geöffneten Balkon, die zu dem Zeitpunkt Richtung Südwesten ausgerichtet war, einige sehr ungewöhnliche Empfänge aus den mittelitalienischen Regionen Marche und Abruzzo, die im Normalfall höchstens als Scatter-Empfänge wahrnehmbar sind.
Radio Subasio auf 87.5 MHz war sogar für 2-3 Stunden am Nachmittag des 28. September dauerhaft mit RDS empfangbar. Das Signal des in Umbrien gelegenen Monte Cucco (HASL 1201 m) war auch stellenweise im Autoradio im Stadtgebiet mobil wahrnehmbar.
Auch der Monte Piselli bei Ascoli Piceno (HASL 1634 m) erreichte an diesem Tag RDS-Niveau. Von diesem Standort konnten auch 94.9 (Radio Domani), 95.2 (Radio R9), 97.3 (Radio Maria), 106.3 (RDS), 107.1 (RTL 102.5) geloggt werden. Außerdem wurde kurzzeitig auch die 98.5 (Radio Lattemiele) empfangen, was als sehr ungewöhnlicher Log in Erinnerung bleibt. Auf dieser Frequenz ist nämlich HRT-HR 2 vom Fernsehturm Sljeme in Zagreb (135 km) üblicherweise Ortssender.
Bei einer derartigen Öffnung durfte natürlich auch der leistungsstärkste und wichtigste Standort der mittelitalienischen Adriaküste nicht fehlen. Maiella (HASL 1903 m) war vor allem am 20. Oktober 2014 bei den zweiten Tropo-Überreichweiten in diesem Herbst auf mehreren Frequenzen teilweise mit RDS empfangbar. Neben der 102.5 (RTL 102.5) wurden auch 88.6 (Radio Delta 1), 95.8 (Virgin Radio), 101.2 (Radio 24), 105.0 (Radio Capital), 105.6 (Radio Maria) empfangen.
Zu den zahlreichen weiteren Logs an den beiden Tagen zählten u.a. auch Monte Nerone (451 km; 94.7 mit vollem RDS, 96.6), Monte Sassotetto (483 km; 90.8, 93.5, 94.0, 102.6 mit PI) und Cingoli/Pian dei Conti (447 km; 106.0), Bomba/Monte Pallano (564 km; 94.6), Monte Carpegna (436 km; 107.0), Monte San Paolo (424 km; 89.0).
Interessant ist, dass es sich bei den empfangenen Standorten fast ausschließlich um jene handelte, die üblicherweise ohne Überreichweiten in weiten Teilen der kroatischen Adriaküste in Nord- und Mitteldalmatien (dort sind es ca. 250 km Entfernung) empfangbar sind.
Serbien und Rumänien (20. Oktober 2014)
Gleichzeitig mit den ungewöhnlichen Überreichweiten aus Mittelitalien tauchten am 20. Oktober 2014 einige seltener beobachtete Signale aus Serbien und Rumänien auf.
Der Standort Reșița/Semenic konnte auch auf 102.5 (SRR Radio România Actualități) empfangen werden.
Aus Serbien gelangen zahlreiche Logs, vor allem aus der Vojvodina im Norden des Landes. Neben einigen Grundnetzsendern wie dem Crveni Čot (392 km), Iriški Venac (401 km) und dem Fernsehturm Avala in Belgrad (473 km), die doch hin und wieder bei Tropo-Überreichweiten empfangbar sind, stach diese Öffnung durch den seltenen Empfang schwacher Füllsender aus rund 400 Kilometern Entfernung hervor.
Aus der Stadt Novi Sad (ca. 400 km) waren einige schwache Sender empfangbar, die von Hochhausdächern mit geringer Sendeleistung von rund 300 bis 500 Watt abgestrahlt werden und üblicherweise kaum Reichweite haben (91.0, 92.2, 95.8).
Mittelitalien und Balkan (27./28. August 2016)
Ende August 2016 wiederholten sich die seltenen Überreichweiten des Herbst 2014 mit nahezu ähnlichen Empfängen, wie oben beschrieben.
Dazu gesellten sich auch einige Empfänge aus dem nördlichen Dalmatien, die zwar geringere Entfernungen aufweisen, aber nicht allzu oft mit RDS empfangbar sind.
Aus Südosten waren zu diesem Zeitpunkt vor allem die „üblichen Verdächtigen“ wie etwa Vlašić (352 km) zu hören, aber es gab auch einige Überraschungen aus Serbien bzw. Bosnien-Herzegowina: Kopaonik/Gobelja (90.9 RTS-Radio Beograd 1, 593 km) und Fojnica/Ćubren (98.1, Radio Herceg-Bosne, 410 km)
Während vergleichbare Empfänge aus dem Balkanraum immer wieder einmal vorkommen, wurden seither nie wieder derartig ausgeprägte Überreichweiten aus Mittelitalien beobachtet. Damit bleiben die Öffnungen von 2014 und 2016 in besonderer Erinnerung.
Balkan (16. September 2019)
Eine weitere interessante Öffnung ereignete sich am 16. September 2019, als aus dem Balkan neben den gewöhnlichen Tropo-Empfängen einige Erstempfänge zu verzeichnen waren.
Vor allem der Nordosten Bosniens und Serbien dominierten an diesem Tag das Geschehen.
Balkan, Ungarn und Slowakei (30./31. Oktober 2022)
Ende Oktober 2022 ereignete sich eine ungewöhnlich starke Öffnung, die von Nordosten bis Südosten reichte. Zahlreiche Standorte aus Ungarn und der Slowakei waren selbst mobil im Autoradio teils mit RDS im Stadtgebiet empfangbar. Budapest/Széchenyi-hegy (272 km), normalerweise in dieser Region gar nicht empfangbar, war entlang der Autobahn A2 Richtung Osten fast durchgehend störungsfrei zu hören. Banská Štiavnica/Sitno (297 km) war ebenso sehr stark wahrzunehmen. An der Yagi-Antenne gelang der ständige Empfang von 97.5 Kossuth Rádió aus Tokaj (461 km), was ebenfalls einen Erstempfang darstellte. Selbst aus Polen fadeten in horizontaler Polarisation einige Grundnetzsender herein, was in Graz nicht besonders oft vorkommt.
Doch auch Richtung Südosten ergaben sich einige Erstempfänge, die selbst bei den starken Überreichweiten 2014 und 2016 nicht dabei waren.
Aus Serbien gelang am Abend des 30. Oktober 2022 der Empfang des Senders Jagodina/Crni vrh in Mittelserbien mit RDS. Auch Rumänien zeigte sich mit Reșița/Semenic (551 km) und Arad/Șiria (483 km) nach mehreren Jahren Pause wieder. Dazu kamen noch einige ungewöhnliche, schwächere Sender aus Serbien, wie etwa 99.6 Rom Radio (Obrenovac/TE Nikola Tesla B, 443 km) oder aus dem äußersten Osten Kroatiens 95.6 Narodni Radio (Ilok/Principovac, 367 km). Füllsender, wie etwa Slatina/Silos (230 km) mit gerade einmal 140 Watt ERP schafften es ebenfalls in das Logbuch (91.1, 100.7).